Johann Wolfgang von Goethe staunte nicht schlecht, als er den Sprechapparat des ungarischen Offiziers Wolfgang Kempelen (1734 -1804) zum ersten Mal sah.
Niemals vorher hatte jemand die menschlichen Sprechorgane und ihre Funktionen so sorgfältig filetiert, wie es Kempelen gelungen war. Er widerlegte traditionelle Vorstellungen zur Sprachproduktion. Es gebe nur sechzehn Hauptlaute im Alphabet, behauptete er. Und: „Hat man eine Sprache durch Handzeichen für das Aug erfinden können, so läßt sich kein Grund dafür finden, warum man nicht auch eine Sprache durch Töne für das Ohr hätte erfinden, und eine so wie die andere nach und nach ausbilden können." (Kempelen 1791).
Der Physiker Christian Gottlieb Kratzenstein bemühte sich zeitgleich um den Bau einer Vokal-Orgel. Kempelen ging noch weiter: Sprache sei nicht zwingend an die menschlichen Sprechorgane gebunden, behauptete er. Sein Sprechapparat wurde so populär, dass Kempelen Ende des 18. Jahrhunderts damit auf Europa-Tournee ging. Nicht immer überzeugte er sein Publikum, aber ‚Mama’ und ‚Papa’ konnte seine Erfindung jederzeit artikulieren, das ist verlässlich überliefert. Sein Sprechapparat ist ein Beleg, welch große Anstrengungen unternommen wurden, das Mitteilungsbedürfnis von Menschen und den Sprach- und Sprechgestus in kultivierten Gesellschaften zu erforschen.
Heute gibt es weltweit nur noch wenige Exemplare und wenige Menschen, die den Sprechapparat bedienen können.
Foto: Deutsches Museum München, Archiv, CD 73331